In diesem Artikel starte ich damit, die Auswirkungen einer Systemeinführung auf die betroffenen Umwelt aus individualpsychologischer Sicht zu beschreiben. Dies ist er der Anfang einer Reihe von Artikeln zu diesem Thema. Das Ziel soll es sein, dem Leser ggf. Faktoren aufzuzeigen, die er bisher noch nicht kannte.
Zielgruppe: Projektleiter, Führungskräfte
Auf zu neuen Ufern – Die Einführung von neuen Systemen und damit immer verbunden auch die Einführung von neuen Prozessen und Strukturen bergen Risiken. Diese entstehen daraus, dass jeglicher Eingriff in einen gelebten Tagesablauf zu mehr oder minder großen Veränderungen und damit zu Störungen führt. Diese Störungen müssen durch die betroffenen Personen kompensiert werden. Dabei bestehen unterschiedliche Möglichkeiten der Kompensation, die sich direkt auf den Erfolg einer Systemeinführung auswirken können.
- Aktiv – Konstruktiv > die Veränderungen werden positiv angenommen, umgesetzt und optimal zur Erreichung eines definierten Ziels / Ergebnis genutzt.
- Passiv – Konstruktiv > die Veränderungen werden positiv angenommen, eine direkte Umsetzung erfolgt allerdings nicht. Dennoch wird der Prozess der Einführung positiv gesehen, bewertet und kommentiert.
- Aktiv – Destruktiv > die Veränderungen werden abgelehnt und es wird versucht das neue System, die neuen Prozesse zu „sabotieren“, um darzulegen, dass es falsch ist.
- Passiv – Destruktiv > die Veränderungen werden abgelehnt. Eine direkte „Sabotage“ findet nicht statt. Die Ablehnung wird durch passives Handeln und dem negativen Ausdrücken / Kommentieren über das neue System zum Ausdruck gebracht.
Die hier dargestellten Kompensationen sind von Rudolf Dreikurs definierten Leitlinien abgeleitet, die sich ein Mensch bedient, wenn er mit zuvor gemachten Erfahrungen keinen Erfolg hatte.
Dieses Modell lässt sich gut auf veränderte Situationen anwenden, die durch eine Einführung eines neuen Systems auftreten. Denn die von der Einführung betroffenen Personen haben unterschiedliche Erfahrungen mit dem alten System und den damit gültigen Prozessen gemacht und dadurch hat sich eine der möglichen vier Leitlinien gebildet. Dies hat wiederum mit dem Grad an Gemeinschaftsgefühl zu tun, der durch die Einführung eines neuen Systems steigen oder sinken kann.
Somit wird festgestellt, dass Veränderungen sich auf die davon betroffenen Personen mehr oder minder stark auswirken. Diese Auswirkungen können, wie oben beschrieben, sich positiv oder negativ in einer aktiven oder passiven Weise darstellen. Dies ist wichtig zu wissen, wenn es darum geht ein Kernsystem einzuführen, das grundlegende Veränderungen in allen Prozessen und Strukturen mit sich bringt. Denn damit ist festgelegt, dass es erhebliche Auswirkungen auf die Betroffenen geben und sich daraus unterschiedliche Kompensationen ergeben werden. Diese beeinflussen direkt das Ergebnis der Einführung und können über Erfolg und Misserfolg für so ein Projekt entscheiden.
Welche Maßnahmen ein Projektleiter unternehmen kann, um die Auswirkungen zu reduzieren, beschreibe ich in einem späteren Artikel.